Krimi-Kolumne: "Mexikoring"

Unser Programmmacher Volker Albers hat nun in seiner Krimi-Kolumne auch das neueste Werk von Autorin Simone Buchholz unter die Lupe genommen: 

 

Die auf St. Pauli lebende Autorin Simone Buchholz entwickelt sich so langsam zu einer Art Protokollantin der Hamburger Halbwelt. Von Roman zu Roman – ihr Debüt „Revolverherz“ erschien 2008, mittlerweile sind acht Kriminalromane auf dem Markt – hat sich Buchholz eines neuen brisanten Themas angenommen, das unter der schönen Oberfläche der Hansestadt schwelt. Sei es Obdachlosigkeit, behördlicher Sumpf, Korruption, Drogenhandel oder – wie in ihrem aktuellen Roman „Mexikoring“ (Suhrkamp, 252 S., 14,95 Euro) – sich bekriegende osteuropäische Familienclans.

Simone Buchholz schaut genau hin in ihren gut recherchierten Geschichten – die dumpfe Dominanz der Männer in diesen Familien, die brutale Unterwerfung der Frauen, die archaischen Strukturen, die so gar nicht passen in unsere aufgeklärte Welt des Westens. Und es brennen weltweit die Autos in „Mexikoring“, womit tatsächlich die Straße in der City Nord gemeint ist. Dort sitzt der junge Nouri eines Nachts in einem brennenden Autor und stirbt. Selbstmord schließen die Ermittler um Buchholz’ charismatische Staatsanwältin Chastity Riley schnell aus. Nouri hat sich vor Jahren von seinem in Bremen lebenden Familienclan abgewandt, für seinen Vater existiert der Sohn folglich nicht mehr. Hat sich die Familie nach einer solch langen Zeit an Nouri gerächt? Riley und ihr Ermittlerteam fahren nach Bremen und stoßen dort auf eine fremde, in sich vollkommen verschlossene Familienwelt, in der nach eigenen Regeln und Gesetzen gelebt wird und ein Menschenleben wenig gilt. Der wahre Täter aber, so scheint es, lebt in Hamburg, er hat ganz andere Motive. „Mexikoring“ ist ein typischer Simone-Buchholz-Krimi: schnodderig im Ton, punktgenau in den Dialogen, stimmig im Milieu, mit Witz und einem Schuss Melancholie versehen. Simone Buchholz bringt Hamburgs dunkle Seite zum Leuchten.

 

Text: Volker Albers

 

 

Simone Buchholz liest am 7.11. beim Hamburger Krimifestival auf Kampnagel