Donnerstag, 3.11.2016 | 19.30 Uhr | € 17,50 / € 15,50 I Kampnagel K6

Lost in Sweden?

Vom Verschwinden und Verschweigen – die lange schwedische Krimi-Nacht

Arne Dahl I Joakim Zander I Tove Alsterdal

Moderation: Daniel Haas

Lesung: Stephan Benson

Eine Steigerung war kaum vorstellbar. Arne Dahl schuf mit der A-Gruppe ein legendäres Ermittlerteam. Und nun das: Der Meister des Schwedenkrimis übertrifft sich selbst. Machen Sie Bekanntschaft mit Berger und Blom. Der erste Fall für Dahls neue Ermittler hat es in sich und der Autor macht es ihnen nicht leicht – warum auch. Dahl erweist sich als psychologisch raffinierter Erzähler, der mit abgründigen Handlungsverläufen zu überraschen weiß und eine hochspannende Atmosphäre entstehen lässt – beklemmend, wie er ein Kellerverlies beschreibt oder ein verlassenes Bootshaus. Eine junge Frau verschwindet von einem Tag auf den anderen. Alles deutet darauf hin, dass der Täter nicht zum ersten Mal ein Opfer gefunden hat. Und er weiß viel über Berger, zu viel vielleicht… ein Trumpf in der Hand eines Mannes, der keine Skrupel kennt.

Joakim Zander lässt Klara Walldéen in Stockholm ihren zweiten Fall lösen – nominiert für den „Schwedischen Krimipreis“. Verdient! Denn Zander schreibt furios, am Puls der Zeit, ganz nah an unserer Gegenwart, die Gefahren birgt, die wir nur erahnen. So wie Yasmine Ajam, die ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollte, das triste Dasein in einem Vorort der schwedischen Hauptstadt. Hat sie es tatsächlich geschafft? Ihr Job als Trendscout in New York deutet darauf hin. Aber wie so oft – der Schein trügt. Und ihr altes Leben holt auch sie ein. Die Nachricht vom Verschwinden ihres Bruders lässt sie zurückkehren. Am Ort ihrer Kindheit breitet sich die Gewalt aus: Autos brennen, Schlägertrupps sind unterwegs. Während ihrer Suche entsteht der schlimme Verdacht, dass ihr Bruder damit zu tun haben könnte …

Neben Dahl und Zander zählt Tove Alsterdal zu den wichtigsten Autoren skandinavischer Spannung. Auch sie beherrscht eindrucksvoll den Wechsel zwischen Idylle und Grausamkeit, auch sie verfolgt souverän sozial- und gesellschaftskritische Spuren – all das ist preiswürdig. Die „Swedish Crime Writers' Academy“ war sich einig: „Die Verschwundenen von Jakobsberg“ wurde als „Bester Kriminalroman“ ausgezeichnet. War der Sturz einer jungen Frau vom Balkon ein tragisches Unglück? Die Schwester der Toten glaubt daran – zunächst. Dann erfährt sie vom Vorleben Camillas, in Südamerika, wo auch ihre Mutter bereits Ende der Siebzigerjahre war, um gegen die Militär-Junta zu kämpfen. Ein Engagement für die gute Sache, das sich jetzt, Jahrzehnte später, rächen soll – im vermeintlich sicheren Schweden.

Dahl, Zander, Alsterdal – drei Namen, drei Romane – ein großer Krimi-Abend.

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