Die irische Autorin Tana French zählt zu den ganz Großen
auf dem weiten Feld des internationalen Kriminalromans.
„Gefrorener Schrei“ und „Schattenstill“ etwa sind
herausragende Beispiele für ihre Schreibkunst. So auch „Der
dunkle Garten“ (Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann,
Scherz, 16,99 Euro), Frenchs neuer wuchtiger Roman, 656
Seiten ist er stark. Wobei die Bücher der in Dublin lebenden
Autorin weit mehr sind als lediglich spannende Kriminalromane,
sie weisen literarisch weit darüber hinaus. So ist „Der dunkle
Garten“ bei aller gekonnt geschürten Spannung auch und vor
allem eine dramatische Familiensaga, die von Hass, Gier, Liebe
und Wut erzählt. Held der Geschichte ist der junge Toby
Hennessy, er hat einen interessanten Job in einer Galerie, trifft
sich abends mit Freunden auf ein paar Bier, hat eine liebevolle,
attraktive Freundin – Toby sei ein Glückskind, sagen seine
Freunde. Mit dem Glück ist es erst einmal vorbei, als er eines
Abends, schon recht angetrunken, nach Hause kommt und von
zwei Einbrechern brutal überfallen wird. Am nächsten Morgen
ist die Wohnung verwüstet, und Toby kann sich nur noch
bruchstückhaft an den Überfall erinnern. Wer könnte daran
interessiert sein, dem jungen Mann derart zu schaden? Gibt es
einen Zusammenhang mit den Betrügereien eines Kurators in
der Galerie? Toby hatte davon gewusst, den Kollegen aber
gedeckt – bis die Sache in großem Bogen aufgeflogen war.
Toby zieht sich aufs Land zurück, in das Anwesen der Familie,
wo er große Teile seiner Jugend verbracht hat. Dort will er
seinen todkranken Onkel pflegen. Die Rückkehr an den Ort
seiner frühen Jahre aber wird für Toby zu einem Horrortrip.
Brillant inszeniert Tana French diesen Prozess aus Irrungen und
Wirrungen. Sie ist zudem eine Meisterin des Plots – ihrer
Geschichte kommt man nicht auf die Spur.
Krimikolumne unsere Programmmachers Volker Albers.
Das Buch gibt es in allen Filialen der Buchhandlung Heymann oder auch online (mit kostenfreiem Versand innerhalb Deutschland) hier.