Wolfgang Kaes - Endstation

Wolfgang Kaes ist ein mehrfach ausgezeichneter Journalist, 2012 war er „Journalist des Jahres“, 2013 erhielt er den Henri-Nannen-Preis in der Kategorie „Investigative Recherche“. Und Kaes schreibt packende Politthriller, die der Wirklichkeit mehr als nur abgeschaut sind: Er verarbeitet darin reale Fälle aus seiner journalistischen Praxis. „Endstation“ (Rowohlt, 424 S., 16,99 Euro) ist bereits Kaes’ achter Roman, und erneut erzählt der Autor eine so brisante wie rätselhafte Geschichte. Der Fall geht zurück in das Jahr 2013, als einige Schulfreunde, die gerade das Abitur bestanden haben, sich zum Feiern in einer Bad Hombacher Diskothek treffen. Wenige Stunden später ist einer von ihnen tot, zwei Wochen darauf wird er aus dem Rhein gefischt. Die Polizei geht schnell von Selbstmord aus, die Akte wird geschlossen. Fünf Jahre später wird LKA-Zielfahnder Thomas Mohr in die Abteilung „Cold Cases“ abgeschoben, er soll alte, ungeklärte Fälle bearbeiten und neu bewerten. Als ihm die Akte des toten Jungen aus 2013 in die Hände fällt, wird Mohr stutzig: Die Akte ist lückenhaft, offenbar haben die Ermittler vorschnelle Schlüsse gezogen, Zeugen wurden nicht ausführlich befragt, und nur auf Druck der Eltern des Toten wurde die Polizei überhaupt tätig. Was steckt dahinter? Warum wurde der Fall damals so rasch zu den Akten gelegt? Mohrs Jagdinstinkt ist geweckt, und er macht sich auf, um auf eigene Faust den alten Fall aufzuklären. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Folgen: Mohr bekommt es nicht nur mit seinen Vorgesetzten zu tun, auch eine Rockerbande, deren Mitglieder damals als Türsteher der Diskothek fungierten, macht ihm zu schaffen. Und natürlich mischt auch sein Intimfeind mit, ein skrupelloser albanischer Bandenchef. „Endstation“ ist eine brillant komponierte, realitätsnahe Kriminalgeschichte.

Wolfgang Kaes liest mit Profiler Axel Petermann am 9.11. beim Hamburger Krimifestival auf Kampnagel.

 

Text: Volker Albers